Das 19. und frühe 20. Jahrhundert sind ein wichtiger Bezugspunkt für die Institutionalisierung der Geisteswissenschaften. An Universitäten in Europa, den USA und anderorts entstanden neue geisteswissenschaftliche Theorien und Methoden, Lehrstühle, Seminare und Institute, von denen sich einige ausdrücklich von den Naturwissenschaften abgrenzten und andere alte Verbindungen zwischen den Wissenskulturen aufrechterhielten oder neue herstellten. Zugleich bezeugte diese Zeit das Aufkommen zahlreicher Medien, deren massenhafte Verwendung von der kontinuierlichen Verfügbarkeit großer Mengen sogenannter Rohstoffe und synthetischer Stoffe abhing.
Das Teilprojekt untersucht das in historischer Perspektive wohl zentralste Arbeitsmedium der Geisteswissenschaften: Papier. Die Erfindung des Holzschliffpapiers im Jahr 1843, anschließend entwickelte Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff sowie die Energie der Dampfmaschine und die Langsiebpapiermaschine führten zur Industrialisierung und Spezifizierung der Papierbranche. Inwiefern diese „Papierflut“ [...]
Mit der Phonographie kam Ende des 19. Jahrhunderts eine für die Geisteswissenschaften höchst einflussreiche Technologie zur wiederholbaren, scheinbar objektiven und exakten Analyse von Sprache, Musik und akustischer Umwelt auf. Besondere Prominenz im deutschsprachigen Raum erlangten das 1900 von Carl Stumpf am Berliner Institut für Psychologie eingerichtete Phonogramm-Archiv und die 1920 durch [...]
Das Dissertationsprojekt interessiert sich für das Material Cellulosenitrat und seine Bedeutung für die Wissenschaftshistorie der Geisteswissenschaften. Im Zentrum der Untersuchung stehen Kollodium und Zelluloid, beides Produkte aus Cellulosenitrat, die als materielle Ressourcen die Entwicklung unterschiedlicher Medientechnologien wie fotografische Verfahren oder die Kinematographie ermöglichten. [...]
Professorin für Medien und Wissen an der Humboldt-Universität zu Berlin und Speakerin der International Max Planck Research School „Knowledge and Its Resources: Historical Reciprocities“
Postdoktorandin des DFG-Projekts „Rohstoffe der Geisteswissenschaften" an der Humboldt-Universität zu Berlin